Wie sind die Gesäßmuskeln angeordnet?
Die Gesäßmuskulatur gehört funktionell zur Hüftmuskulatur. Die gesamte oberflächliche Region ist vom Ausmaß des großen Gesäßmuskels geprägt.
1, M. glutaeus maximus – großer Gesäßmuskel
- Es handelt sich um den größten und oberflächlichsten Gesäßmuskel. Er nimmt fast das ganze Gesäß von seiner Fläche her ein. Die Muskelfasern verlaufen quer und etwas nach seitlich abfallend.
- Funktion: Hüftgelenksstrecker; Auswärtsdrehung im Hüftgelenk; stabilisiert das Becken bei feststehendem Oberschenkel;
- Ursprung: Darmbeinschaufeln (Ala ossis ilii), Kreuzbein (Os sacrum) und Steißbein (Os coccygis); Fascia thoracolumbalis, Ligamentum sacrotuberale
- Ansatz: Fascia lata, Tractus iliotibialis, Septum intermuskulare femoris lateralis, Tuberositas glutealis
- Innervation: N. glutaeus inferior
In der Plastischen Chirurgie hat der M. glutaeus eine wichtige Bedeutung bei der in Brasilien sehr beliebten Gesäßkorrektur mit Poimplantaten. Diese können auf den Muskel unter das Fettgewebe, unter den Gesäßmuskel oder in den Gesäßmuskel implantiert werden. Bei der Lage der Implantate im Muskel wird dieser Gesäßmuskel so geteilt, dass eine Höhle entsteht die der Implantatform exakt angepasst ist. Der Vorteil dieser Gesäßkorrektur ist ein natürlichens Operationsergebnis mit einer kompletten Deckung des Poimplantates durch den Gesäßmuskel.
Die Gesäßmuskulatur spielt jedoch nicht nur bei der Verwendung von Implantaten eine Rolle sondern auch bei der Pokorrektur mit Eigenfett. Diese ist auch unter dem Begriff Brazilian butt lift oder buttock lift bekannt. Das zuvor entnommene Eigenfett wird nämlich nicht nur in das Unterhautfettgewebe gespritzt sondern meist zusätzlich in die Pomuskulatur.
Weiterhin nimmt der Gluteus-Muskel eine wichtige Rolle ein in der Defektdeckung von sog. Ulcera im Bereich des Steiß- und Kreuzbeines. Diese treten gehäuft bei bettlägerigen Patienten auf, wenn ungenügend auf die Lagerung geachtet wird. Liegen diese Patienten zu lange auf einer Stelle, dann tritt eine Durchblutungsstörung auf, die je nach Ausmaß zum Untergang von Haut, Fettgewebe, Muskel und sogar Knochen führen kann mit Infektionsfolge. Bei solchen Defekten wird der Gluteus-Gesäßmuskel als gut durchblutetes Gewebe gern eingesetzt um den Defekt zu decken und die Wunde zur Ausheilung zu bringen.
2, M. glutaeus medius – mittlerer Gesäßmuskel
- Es handelt sich, wie der Name bereits ahnen lässt um den Gesäßmuskel in der Mitte. Daher sitzt der Urspung an der Beckenschaufel zwischen dem tieferem M. glutesu minimus und dem darüberliegendem M. gluteus maximus.
- Funktion: Abduktion (Abspreizen in der Hüfte); Stabilisierung des Beckens zusammen mit dem M. glutaeus minimus in der Standbeinphase; die hinteren Faserbündel sind Strecker und Außenrotatoren des Oberschenkels, die vorderen Hüftbeuger
- Ursprung: Darmbeinschaufeln (Ala ossis ilii)
- Ansatz: großer Rollhügel (Trochanter major)
- Innervation: N. glutaeus superior
3, M. glutaeus minimus – kleiner Gesäßmuskel
- Dieser ist der kleinste der Gesäßmuskeln und liegt im oberen und äußeren Quadranten der Gesäßregion. Er sitzt am tiefsten von allen Gluteus-Muskeln und entspringt daher unterhalb des M. gluteus medius an der Beckenschaufel.
- Funktion ähnlich zum mittleren Gesäßmuskel: Abduktion (Abspreizen in der Hüfte); Stabilisierung des Beckens zusammen mit dem M. glutaeus medius in der Standbeinphase; die hinteren Muskelfasern sind Strecker und Außenrotatoren des Oberschenkels, die vorderen Hüftbeuger
- Ursprung: Darmbeinschaufeln (Ala ossis ilii)
- Ansatz: seitliche Kante der Vorderfläche des großen Rollhügels (Trochanter major)
- Innervation: N. glutaeus superior
Bild: Gesäßmuskeln von hinten. Der große und mittelgroße Gesäßmuskel sind abgetrennt. Somit ist der M. glutaeus minimus sichtbar.
- 1, M. glutaeus maximus
- 2, M. glutaeus medius
- 3, M. glutaeus minimus
- 7, M. piriformis
- a, Beckenkamm
- b, Trochanter major
- c, M. vastus lateralis
- d, M. quadratus femoris
- e, Tuber ischiadicum
- f, unterer Zwillingsmuskel (M. gemellus inferior
- g, M. obturatorius externus
- h, oberer Zwillingsmuskel
- i, Kreuzbein
Literatur
- Atlas der Anatomie des Menschen – Sobotta – Urban und Fischer – 2 Bände – München, Jena 2000
- Operationsatlas Handchirurgie – Pechlaner – Thieme – Stuttgart 1998
- Anatomie des Menschen – Lehrbuch und Atlas – Rauber / Kopsch – Thieme – 4 Bände – 1987
- Anatomy of the Human Body – Henry Gray – Lea & Febiger